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Wer Trainer bleiben oder werden will, kennt Stefan Gilster. Der NVF-Coach trainerte vergangenen Donnerstag unsere Erste – und erklärt, wieso Fußball nicht eckig ist.

Der Regen zwingt die 16 Trainer am Donnerstagabend unter das Dach der Tribüne im frischli-Sportpark. Stefan Gilster tigert an der mit Hütchen markierten Seitenlinie. Immer wieder gibt er laut Kommandos.

„Schneller spielen, verlagern – geil!“ Till kennt das. Denn Till heißt mit vollem Namen Till Dreppenstedt und ist Trainer. Er coacht die erste Mannschaft des SBV Erichshagen. Doch bei Trainerausbilder Stefan ist auch Till „nur“ Schüler.

„Wir Trainer brauchen für unsere Lizenz Punkte – deshalb bin ich hier“, sagt der 22-Jährige. Wie viele Punkte Till braucht, damit er seine Lizenz behält, weiß er nicht so genau. „Egal“. Bei Stefans Training zuzuschauen, inspiriere ihn, erzählt er.

„Zwei Minuten noch“, schreit Till quer übers Feld. In dem Moment jagt ein Spieler den Ball fünf Meter über die Latte. „Bad Rehburg“, brüllt Stefan Gilster. Stefan habe immer solche Sprüche drauf, sagt Till und muss lachen. Von Stefan lernen Trainer außer Ansagen jedoch seit Ewigkeiten mehr als das.

Stefan Gilster zeigte den Trainern, wie varientenreich 90 Minuten Training aussehen können.

Im Sommer hat Stefan aufgehört – nach 21 Jahren DFB-Stützpunkttrainer ist Schluß. Er liebt Fußball und ist leidenschaftlich gern Trainer für andere Trainer. In Rehburg hat Gilster oft trainiert. Einmal pro Jahr sei er im frischli-Sportpark.

„Ich bin gerne hier, weil ich merke, dass in Rehburg was entsteht.“ Während er das erzählt und verfolgt, wie sich die Spieler der Ersten bewegen, schauen ihm die Trainer in dicken Regenjacken akribisch über die Schulter. Für Stefan liegt der Erfolg des RSV vor allem an Trainerkollege Markus Thielker. Markus sei ein Akribiker, sagt Stefan. „Der ist immer heiß auf Input“.

Stefan Gilster: „Hier in Rehburg ensteht was.“

Auf Beamtendeutsch heißt das, was Stefan macht übrigens „dezentrale Fortbildung“. Einfacher gesagt: Stefan ist Trainer für Spieler – und Trainer. Das Demonstrations-Training in Rehburg steht unter dem Motto: Torabschluß. Die Spieler bolzen an diesem Abend aber keine anderthalb Stunden aufs Tor.

Los gehts mit Rugby und Handball zum Aufwärmen, danach wird auf kleinem Feld in Über- und Unterzahl mit Vorgaben gespielt. „Fußballer wollen am liebsten immer Elf gegen Elf spielen. Überzahl musst du halt anders schmackhaft machen“, erklärt Stefan.

Bei Stefan Gilster stürmen Torhüter wie Nils Bleeke im Training.

Nach zehn Minuten kurzen Blöcken unterbricht Stefan die Spiele. Team A muss sich setzen und geschlossen den Sitztorwart geben. Team B darf aus ein paar Metern Entfernung ins leere Tor schießen. Jeder Schuß ein Treffer? Mitnichten!

Trotz Straufraumnähe scheitern einige Spieler an der „Riesenraupe“ vorm Tor. Gelächter bei jedem Panenka-Lupfer, der an den Händen von Team A klebt. „Ich kann das Rad nicht neu erfinden: Fußball ist nicht plötzlich eckig“, sagt Stefan. Ungewöhnliche Ideen bringt er trotzdem mit.

Hintern runter, Hände hoch: Jeder Fehlschuss ein Fest.

So sind Nils Bleeke und Thorsten Römbke zwar hauptamtlich tolle Torhüter in Rehburg – bei Stefan köpfen und schießen sie aber als Stürmer auf die Kiste. Stefans Einheiten sollen Spaß machen, hofft er. „Ich wähle ja keinen individuellen Ansatz, wenn ich ein dem Team wie den RSV nur 90 Minuten trainiere.“

Das erprobte Konzept scheint jedenfalls zu funktionieren. Als das Training vorbei ist, eilt Stürmer Kaan Uysal sofort zum Abklatschen; und Trainer Till sagt auf dem Weg zum Auto: „Danke, Stefan!“ So endet ein ungemütlicher Donnerstagabend im frischli Sportpark überraschend freundlich.

Abschlussfoto: 16 Trainer aus Nienburg, unsere Erste und Stefan Gilster (rechts).

Author Martin

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